Geschrieben von Manfred Placzek am 05.04.2008 um 10:48:
Die Mär vom Öko-Sprit
Ein Tröpfchen hiervon, ein Tröpfchen davon - mit einer Mixtur von Eingriffen wollten Politik und Wirtschaft die Klimaschutz-Ziele erreichen. Als wichtige
Zutat galt die zehnprozentige Beimischung von Bioethanol. Dieser Plan ist grandios gescheitert.
Fest stand von Anfang an: Der von der EU geforderte Grenzwert von 120 Gramm Kohlendioxid je Kilometer ist vor allem für die deutschen
Autohersteller eine hohe Hürde. Sie bauen im Durchschnitt größere und damit schwerere Autos als die italienische oder französische Konkurrenz.
Also wurde man kreativ. Wenn ein Teil des Benzins aus Bio-Produktion stammt, ist er quasi klimaneutral, lautete das Kalkül. Denn dieser Anteil des
Verbrauchs fällt beim -Ausstoß nicht ins Gewicht.
Allerdings gab es ein Problem: Wenn zu viele Autos den Sprit nicht vertragen, zu viele Autofahrer unnötig teures Super plus tanken müssen,
lässt sich die Verordnung politisch nicht durchsetzen.
Diese Chance nutzten die Importeure: Nach deren Angaben müssen drei Millionen Autofahrer teurer tanken. Angesichts dieser Horrorzahl fällt es
nicht mehr ins Gewicht, dass die deutschen Hersteller nur 189 000 Autos meldeten. Das Ende der Biosprit-Verordnung war besiegelt.
Ausgeträumt ist der Traum vom grünen Autofahren. In vorderster Front der Angeschmierten steht Umweltminister Sigmar Gabriel. Doch die alleinige
Schuld an dem Debakel trägt er nicht. Die Grünen wollten den Biosprit ebenso wie die Union. Die einen wollten Öko, die anderen hatten das Wohl
von Bauern und deutscher Autoindustrie im Sinn.
Das sind alles ehrenwerte Ziele, nur leider haben sie wenig mit Klimaschutz zu tun. Immer deutlicher treten die Folgen zutage, die der Treibstoff vom
Acker und aus Plantagen mit sich bringt. Biosprit verteuert die Nahrungsmittel, obendrein wird für Plantagen der Regenwald abgeholzt.
So paradox es klingt: Vor diesem Hintergrund hat Gabriels Vollbremsung sogar ihr Gutes. Am Energiesparen geht offenbar kein Weg vorbei. Je eher
wir das erkennen, desto besser.
Markus Schlesag zum Aus für den Biosprit-Plan
Braunschweiger Zeitung, 5. April 2008, Meinung, Seite 04